Müllmänner verdienen unsere Anerkennung


Kolumne


(Bild: Nico Frey) Dr. Adrian Schoop ist Unternehmer und FDP-Grossrat im Kanton Aargau.

Einen anstrengenden Nachmittag lang bin ich auf dem Kehrichtwagen mitgefahren und habe Abfall eingesammelt. «Echte» Müllmänner und -frauen tun dies jahrein, jahraus. Sie leisten einen wertvollen Dienst an unserer Gesellschaft und für die Energieversorgung.

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie einen Kehrichtwagen sehen: «Lieber die als ich»? – «Läck, würde mir das stinken»? – «Wenn schon, dann möchte ich höchstens Fahrer sein»? Oder ist Ihre spontane Reaktion wertschätzend und anerkennend? Sind Sie in erster Linie dankbar dafür, dass es Männer und Frauen gibt, die zuverlässig unseren Abfall einsammeln und für den sicheren und sauberen Transport zur Kehrichtverbrennungsanlage sorgen?

Ich gehöre zur zweiten Gruppe – umso mehr, seit ich an einem schönen Spätsommertag im September auf einem elektrobetriebenen Müllwagen mitgefahren bin. Und zwar nicht in der Fahrerkabine, sondern hinten auf dem Trittbrett stehend. Die 30 km/h fühlten sich wie 50 an.

Einen Nachmittag lang habe ich Sofia und Slave beim Einsammeln der Kehrichtsäcke und beim Leeren der Abfallcontainer unterstützt. Sie arbeiten für die Obrist Transport + Recycling AG. Diese Firma erledigt im Auftrag verschiedener Gemeinden in der Region die Kehrichtabfuhr. Ich war in Killwangen eingeteilt. Am Abend hatte ich das Gefühl, jede Strasse zu kennen.

Vor allem war ich nach getaner, harter Arbeit ziemlich erschöpft. Und dankbar! Dankbar für die Arbeit, die Sofia, Slave und ihre Kolleginnen und Kollegen tagein, tagaus leisten. Eine anstrengende Arbeit zwar, aber vor allem eine sinnvolle. Abfall produzieren wir schliesslich ständig, die Killwangerinnen und Killwanger 217 Kilo pro Kopf und Jahr (2023). Der Job mache ihr Spass, sagte mir Sofia. Ich glaube es ihr: Das Resultat ihrer Arbeit ist für sie sofort sichtbar. Ein befriedigendes Gefühl!

Als Gemeindeammann von Turgi und somit als Vertreter der Standortgemeinde war ich bis zur Fusion mit Baden Mitglied im Vorstand der KVA Turgi. Neben Killwangen gehören 62 weitere Gemeinden zum Gemeindeverband, der die eindrückliche Anlage betreibt. Mir ist dank dieses Amts vor allem eines klar geworden: warum man von Kehrichtverwertung spricht. Der Wert, der im Abfall steckt, ist Energie. Diese Energie wird bei der Verbrennung im Form von Wärme freigesetzt. Diese Wärme verpufft aber nicht in der Luft, sondern wird in einem unterirdischen Rohrleitungssystem in verschiedene umliegende Gemeinden verteilt. Geheizt werden muss aber nicht immer, deshalb wird ein Teil der Verbrennungsenergie in Strom umgewandelt. Der Verkauf von Fernwärme (seit 1997) und Strom (seit 1970) hat der KVA Turgi bisher 177 Millionen Franken eingebracht. Ja, auch Abfall ist wertvoll.

Zurück nach Killwangen. Damit auch nur 1 Franken Energie-Erlös erwirtschaftet werden kann, braucht es Müllmänner wie Slave und Müllfrauen wie Sofia, die sozusagen den Brennstoff zum Kraftwerk bringen. Sie sind sog. Mineure der Kreislaufwirtschaft. Der Kreislauf der Abfallwirtschaft bedeutet eben nicht nur Recycling, bei dem Stoffe wie PET weiterverwendet werden, sondern auch Verbrennung und Energienutzung. Wichtig ist, dass alles, was recycelt werden kann, separat entsorgt und nicht in den normalen Abfall geschmissen wird. Auf meiner Tour ist mir aufgefallen, wie viele Glasflaschen und Getränkedosen in den Kehrichtsäcken steckten. Altglas und Alu gehören eigentlich in die Sammelstelle. Sind die Flaschen und Dosen zudem noch halb voll, vermischt sich der Inhalt mit dem anderen Abfall zu einer unappetitlichen «Sauce». Das ist für die Müllmänner nicht gerade angenehm.

Kein Wunder, können Firmen wie Obrist – und damit indirekt unsere Gemeinden – froh sein, wenn es genügend Berufsleute gibt, die den Job übernehmen. Obrist spricht mit seinem Angebot eines Erlebnistages auch junge Menschen an: Wer 18 Jahre alt und körperlich fit ist, kann wie ich einen Tag lang mitfahren, oranges T-Shirt und Mittagessen inbegriffen. Müllmann sei schliesslich für viele ein «Kindheitstraum», den man gern zu erfüllen bereit sei.

Anzeige

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge